Existenzgründung – 6 Möglichkeiten der Finanzierung im Überblick

Sie haben eine geniale Idee und möchten sich damit selbstständig machen, nur die finanziellen Mittel reichen hinten und vorne nicht? Diese 6 Möglichkeiten können helfen.

Zwei Frauen binden Blumen in einem Blumengeschäft
Wer ein eigenes Business gründen möchte, benötigt eine große Menge an Startkapital | © Rido / stock.adobe.com

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat ermittelt, dass im Jahr 2012 rund 775.000 Existenzgründungen stattfanden, ungefähr 315.000 davon als sogenannte „Vollerwerbstätigkeit“. In der Gesamtentwicklung der letzten zehn Jahre ist die Zahl damit weiter rückläufig, was unter anderem einer günstigen Arbeitsmarktsituation geschuldet ist. Der Großteil, nämlich 66 Prozent, gründet allein ohne Mitarbeiter. Diese kleinen Unternehmen werden häufig, immerhin zu über 73 Prozent, in den Bereichen persönliche oder wirtschaftliche Dienstleistungen beziehungsweise Handel gegründet.

Eine Gründung ist aber nicht allein mit einer Anmeldung beim Gewerbeamt vollzogen. Die Anforderungen an einen Existenzgründer, insbesondere in der Vorgründungsphase, sind hoch, soll erfolgreich und nachhaltig in die Selbstständigkeit gestartet werden.

Gute Vorbereitung ist das A und O

Neben einer guten und ausgereiften Geschäftsidee, dies meint vor allem das Sammeln von Branchendaten und die Berücksichtigung der Konkurrenzsituation vor Ort als wichtigen Baustein des Businessplanes, braucht es vor allem einen Gründerfahrplan, um alle möglichen Hürden zu meistern. Eine dieser Hürden, häufig die Größte, stellt die Finanzierung des Vorhabens dar, obwohl die KfW feststellte, dass die Hälfte der Gründer „nur“ einen Finanzierungsbedarf von bis zu EUR 5.000,– hat. Bevor Sie starten, nehmen Sie auf jeden Fall Tipps „von außen“ in Anspruch. Auf finanzfrage.net (zur Website hier klicken), können Sie sich kostenlos austauschen und von den Erfahrungen anderer Gründer profitieren. Besuchen Sie ein Existenzgründerseminar direkt vor Ort. Erkundigen Sie sich bei Ihrer zuständigen IHK, wann das nächste Seminar startet und wie der Ablauf ist. Oder nutzen Sie unsere Checkliste für Existenzgründer.

Um die Finanzierung abzudecken, habe ich die 6 gängigsten Möglichkeiten zusammengestellt.

1. Eigenkapital macht Vieles einfacher

Auch, wenn es im ersten Moment sehr simpel klingt, aber ein gewisses Grundkapital erleichtert häufig den Einstieg. Dies hat zwei Gründe.

1. Zum einen liegt der Finanzierungsbedarf bei Gründern häufig bei überschaubaren Summen. Beispielhaft sei ein Schreibservice genannt, der die finanziellen Mittel nur für ein geeignetes Arbeitsgerät (Computer und Software), erste Werbemaßnahmen und die finanzielle Überbrückung der ersten Monate benötigt. Kann dieses aus Eigenkapital finanziert werden, ist dies auch deswegen vorteilhaft, weil bei einem möglichen Scheitern des Vorhabens – dies muss bei aller Motivation leider berücksichtigt werden – keine Restschuld zu begleichen ist.

2. Zum anderen erleichtert ein vorhandenes Eigenkapital die Gespräche bei Banken, sollten darüber hinaus finanzielle Mittel benötigt werden. Die Bank wird dieses immer positiv bewerten, sofern das Gesamtkonzept überzeugt. Zudem: Manche Kreditarten setzen schlicht voraus, dass Eigenkapital vorhanden ist, weil nur ein bestimmter Prozentsatz finanziert werden kann.


2. Der klassische Bankkredit

Wie bei den meisten Krediten ist auch im Fall der Existenzgründung die Hausbank der erste Ansprechpartner, da diese den Gründer am besten kennen sollte, kann also die Bonität des Kunden, die für eine Kreditvergabe sehr wichtig ist, zumindest grob einschätzen. Des Weiteren wird die Hausbank zunächst das Gesamtkonzept, im Wesentlichen repräsentiert durch den Businessplan, prüfen und beurteilen (hier: Sammlung kostenfreier Businesspläne). Am Ende stehen drei Möglichkeiten:

  • Die Bank lehnt aufgrund des Konzeptes und/oder der Bonität ab.
  • Die Bank finanziert vollumfänglich aus eigenen Mitteln.
  • Die Bank wird vorschlagen, Fördermittel beispielsweise der KfW zu integrieren.

Eine Ablehnung aufgrund der Bonität ist problematisch, weil hierdurch viele andere Finanzierungsoptionen ausfallen. Ist das Konzept unzureichend, gibt es sicherlich Möglichkeiten, dieses nach intensiver Rücksprache mit der Bank zu ergänzen oder die grundsätzliche Ausrichtung (Stichwort: Besetzen von Nischen) neu zu gestalten. Finanziert die Bank selbst, ist das Thema Finanzierung der Existenzgründung grundsätzlich erledigt, sofern die benötigten Kapitalmittel für die gesamte Startphase ausreichend bemessen sind und keine Nachverhandlungen erforderlich werden. Auch im Falle der Fördermittel wird die (Haus-)Bank benötigt, da häufig die gesamte Abwicklung über diese läuft.

3. Fördermittel als günstige Kreditoption

Bund und Länder haben einige Programme aufgelegt, die es Gründern ermöglichen, Startkapital für die Existenzgründung zu erhalten. Aufgelegt werden diese Programme von der KfW (Bund) oder den Landesbanken. Diese Programme stellen mittel- oder langfristige Finanzierungsmöglichkeiten zu günstigen Zinskonditionen zur Verfügung, bei denen unter Umständen sogar eine Tilgung des Darlehens erst nach einer bestimmten Zeit einsetzt. Beispielhaft sollen der ERP Gründerkredit oder das ERP Startgeld der KfW genannt sein.

Finanziert werden können die Gründung, aber auch Investitionen oder sogar Betriebsmittel. Die Abwicklung dieser Förderprogramme läuft über die Hausbank. Voraussetzung ist auch hier ein gutes Gesamtkonzept. Lehnt die Hausbank einen Fördermittelantrag wegen eines mangelhaften Konzeptes ab, wird es schwierig, solche Fördermittel zu erhalten. Im Zweifel sollten dann Berater zur Überarbeitung des Konzeptes herangezogen oder eine andere Bank gesucht werden.

Möglich sind auch Zuschüsse zum Gründercoaching Deutschland, also einer professionellen externen Beratung von Gründern. Dies ist allerdings erst nach der eigentlichen Gründung möglich.

4. Bürgschaften und Privatdarlehen

Bürgschaften sind genau wie Eigenkapital ein nicht zu unterschätzendes Instrument. Reicht der Bank die Bonität nicht aus oder ist ihr das Konzept zu risikoreich, wird sie entweder hinreichendes Eigenkapital oder aber Bürgschaften zur Risikoabsicherung fordern. Dies können persönliche Bürgschaften von Menschen mit ausreichender Bonität sein, aber auch dingliche Bürgschaften zum Beispiel in Form der Abtretung von Sparguthaben, Wertpapieren, Grundstücken oder Ähnlichem.

Es kann sinnvoll sein, bereits vor dem ersten Gespräch mit der Bank abzuklären, ob jemand aus dem Familien- oder Freundeskreis bereit wäre, eine Bürgschaft in bestimmter Höhe zu übernehmen. Dies kann, zum richtigen Zeitpunkt bei der Bank offenbart, die Verhandlungen erleichtern.

Auch Bürgschaftsbanken stellen Bürgschaften von bis zu 80 Prozent des Kreditbetrages zur Verfügung, dies kann mit der Hausbank zusammen erörtert werden. Ist die Bonität zu sehr belastet, hilft meist nur ein Privatdarlehen bei Freunden oder Verwandten.

5. Förderung der Agentur für Arbeit

Gründer, die aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit starten wollen, können von der Agentur für Arbeit einen Zuschuss erhalten, der vornehmlich zur Deckung der Lebenshaltung dient. Dies ist allerdings eine Ermessensentscheidung der Agentur. Ein Rechtsanspruch besteht nicht. Um diesen Zuschuss zu erhalten, muss der Gründer, der Arbeitslosengeld I bezieht und noch mindestens (!) 150 Tage Anspruch hat, eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen. Hierzu gehört zum Beispiel, dass der Berater der Agentur ein erfolgsversprechendes Konzept sieht und der Gründer entsprechende Befähigungen nachweist. Diese Aspekte werden in der jüngeren Vergangenheit sehr restriktiv verfolgt. Eine gründliche Vorbereitung, idealerweise unter Hilfe eines Beraters, ist daher Voraussetzung, damit der Antrag positiv beschieden wird.

» Mehr Infos zur Förderung auf arbeitsagentur.de

6. Venture Kapital oder Mikrofinanzierungen

Manchmal helfen nur alternative Wege. Eine Möglichkeit sind private Investoren, die bei guten Konzepten sogenanntes „Venture Kapital“, also eine Kapitalbeteiligung, zur Verfügung stellen. Ein Beispiel hierfür sind die „Business Angels„. Auch „Crowdfunding„, also beispielsweise das Sammeln kleinerer Geldbeträge von vielen privaten Investoren, wird immer beliebter. Ist das Investitionsvolumen nicht zu hoch, kann auch hier das Startkapital der Existenzgründung gefunden werden.

Auch Mikrofinanzierungen stellen eine Möglichkeit dar. Selbst bei schwächerer Bonität sind Kredite bis zu EUR 10.000,– oder EUR 20.000,– möglich, sofern Sicherheiten vorhanden sind. Solche Kredite werden über sogenannte Mikrofinanzinstitute vertrieben, die mit Geschäftsbanken zusammenarbeiten und so gerade Gründern neue Chancen eröffnen.

In allen Fällen gilt aber: Das Gesamtkonzept der Existenzgründung muss überzeugen, sonst gelingt keine Finanzierung.

Über Ringo Dühmke 634 Artikel
Gründer von Arbeitstipps.de und einigen anderen Websites. Gelernter Kaufmann mit großer Leidenschaft für (das Schreiben über) Unternehmen und Unternehmer aller Art, für Onlinemarketing, Digitalisierung und Automatisierung.

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