Viele Deutsche zieht es jedes Jahr zum Arbeiten in die Schweiz. Was bei Steuern und Sozialabgaben auf Sie zukommt, erfahren Sie hier.

Da in dem Alpenland zwischen Frankreich, Italien, Deutschland und Österreich die weltweit höchsten Gehälter gezahlt werden, kann sich Arbeiten in der Schweiz wirklich lohnen. Dem gegenüber stehen natürlich entsprechend hohe Lebenshaltungskosten. Als deutscher Pendler, der in Grenznähe wohnt und Arbeiten in der Schweiz ausführt, haben Sie den Vorteil, dass Sie die Lohnvorteile genießen und gleichzeitig ihre Einkäufe in Deutschland tätigen können. Dabei liegen Zürich und Basel – die beiden Städte mit den höchsten Verdienstaussichten – nicht weit von der Grenze entfernt.
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Allgemeine Arbeitssituation
Die Schweiz verfügt über einen robusten Arbeitsmarkt mit niedriger Arbeitslosigkeit und hohen Löhnen. Die Arbeitslosenquote liegt seit Jahren konstant bei rund 2 bis 3 Prozent, was auf eine stabile Wirtschaft hinweist. Allerdings erreichte der Fachkräftemangel im Jahr 2022 laut dem Fachkräftemangel Index Schweiz 2023 seinen Höchststand. Schließlich ist dieser um 24 Prozent gestiegen. Eine besonders hohe Nachfrage nach Fachpersonal besteht zum Beispiel in den folgenden Branchen:
- Gesundheitswesen: Ärzte, Kranken- und Pflegepersonal sowie spezialisierte medizinische Fachkräfte (insbesondere in ländlichen Gebieten und kleineren Städten)
- Informationstechnologie: IT-Spezialisten, Softwareentwickler und Cybersecurity-Experten
- Ingenieurwesen: Ingenieure (vorwiegend im Bereich Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen)
- Naturwissenschaften: Forscher und Techniker in Chemie, Biotechnologie und Pharmazie
- Finanzsektor: Fachkräfte in den Bereichen Banking, Vermögensverwaltung und Versicherung
- Bildung und Forschung: Wissenschaftler und Lehrkräfte
- Handwerk: Klempner, Elektrofacharbeiter, Zimmerer, Maler und Tapezierer
Wenn Ihnen das Arbeiten im Ausland nichts ausmacht und Sie in einem dieser Bereiche einen Beruf erlernt haben, haben Sie durchaus gute Chancen, einen Job in der Schweiz zu ergattern.

Arbeitszeiten, Urlaub und Lohn
Wenn Sie einen der genannten Jobs ergattern möchten, müssen Sie mit der nötigen Motivation aufwarten. Denn in der Schweiz wird länger gearbeitet als in anderen europäischen Ländern. Arbeitswochen von 42 bis 45 Stunden sind hier keine Seltenheit. Auch was die Feier- und Urlaubstage angeht, so gibt es hier deutliche Unterschiede zu Deutschland. In der Schweiz liegt der gesetzliche Mindesturlaub bei 20 Arbeitstagen pro Dienstjahr.
Was sich zunächst abschrecken anhören mag, lohnt sich finanziell. Denn der Durchschnittslohn liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt, was die Schweiz zu einem beliebten Ziel für Fachkräfte aus aller Welt macht. Zum Vergleich: das Bruttoeinkommen für das Arbeiten in der Schweiz ist im Durchschnitt 25 Prozent höher als in Deutschland, wozu noch die geringe Steuerlast und die niedrigen Sozialabgaben kommen. Viele Schweizer Gehaltsmodelle setzen zudem auf ein Belohnungssystem, bei dem neben dem Grundgehalt eine Provision für das Erreichen eines gewissen Ziels gezahlt wird. Außerdem setzt die Schweiz auf Mitarbeiter-Benefits.
Sozialversicherung und Steuern
Das Schweizer Sozialversicherungssystem ist gut ausgebaut und bietet umfassende Absicherungen. Es umfasst unter anderem die Alters- und Hinterlassenenversicherung, die Invalidenversicherung, die Arbeitslosenversicherung und die Unfallversicherung. Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen sich jeweils die Beiträge zu diesen Versicherungen.
Der Betrag, der übrig bleibt, sobald alle Sozialabgaben vom Gehalt abgezogen wurden, dient als Grundlage für die Einkommensbesteuerung. Diese gliedert sich in die kommunalen, kantonalen und bundesweiten Steuern, weshalb die Steuerbelastung je nach Wohnort erheblich variieren kann. Im internationalen Vergleich sind die Steuern in der Schweiz jedoch moderat. Der Steuersatz liegt je nach Wohnort und Lohnhöhe ungefähr zwischen 5 und 20 Prozent.
Laut der Eidgenössischen Steuerverwaltung ESTV wird für Pendler (Grenzgängerinnen und Grenzgänger) sowie Nichtschweizer ohne Niederlassungsbewilligung eine Quellensteuer erhoben. Diese wird vom Einkommen ausländischer Arbeitnehmer abgezogen und von den Arbeitgebern direkt an die kantonale Steuerbehörde überwiesen. Die Höhe dieser Steuer unterscheidet sich dabei von Kanton zu Kanton.
Aufenthaltserlaubnis für die Schweiz
Als EU-Bürger sind Sie den Schweizern auf dem Arbeitsmarkt gleichgestellt und benötigen für eine Einreise nur einen gültigen Personalausweis oder Reisepass. Für die Erlangung einer Arbeitserlaubnis hingegen benötigen Sie einen gültigen Arbeitsvertrag.
Für Nicht-EU-Bürger gelten strengere Regelungen. Sie müssen in der Regel nachweisen, dass sie eine qualifizierte Fachkraft sind und ihre Anstellung im Interesse der Schweizer Wirtschaft liegt beziehungsweise keine geeigneten Kandidaten aus der Schweiz oder der EU/EFTA für die Stelle gefunden wurden. Bei einem mehrjährigen Aufenthalt werden auch Integrationskriterien wie die Sprachkenntnisse, die berufliche und soziale Anpassungsfähigkeit und das Alter berücksichtigt.
Sollten Sie mit Ihrer Familie zusammen auswandern, so erhalten Ihr Ehepartner und alle Kinder unter 21 Jahren eine Bewilligung für den gleichen Aufenthaltszeitraum, der Ihnen gewährt wurde. Dies gilt sowohl für EU-/EFTA-Bürger als auch für Nicht-EU-Bürger, jedoch gibt es einige Unterschiede in den Verfahren und Anforderungen. Damit Familienmitglieder eines EU-/EFTA-Bürgers eine Bewilligung für den gleichen Aufenthaltszeitraum erhalten können, müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:
- Nachweis über eine gültige Aufenthaltsbewilligung des Hauptantragstellers
- Nachweis über die familiäre Beziehung (Heiratsurkunde, Geburtsurkunden)
- Nachweis, dass die Hauptperson über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um die Familie zu unterstützen
- Nachweis über ausreichenden Wohnraum für die ganze Familie
Für Nicht-EU-Bürger ist der Prozess des Familiennachzugs etwas strenger reguliert. Diese müssen zusätzlich über Sprachkenntnisse in einer der Amtssprachen der Schweiz verfügen.
Wohnen in der Schweiz
Die Schweiz bietet eine hohe Lebensqualität, aber die Wohnkosten sind ebenfalls hoch. Besonders in Städten wie Zürich, Genf und Basel sind die Mietpreise teuer. Es gibt jedoch auch ländlichere Gebiete, in denen das Wohnen erschwinglicher ist. Möchten Sie eine Wohnung in der Schweiz beziehen, ist es auf jeden Fall ratsam, frühzeitig mit der Wohnungssuche zu beginnen und eventuell sogar die Unterstützung von einer Immobilienverwaltung oder sogar von einem Makler in Anspruch zu nehmen.
Krankenversicherung für Grenzgänger

Grenzgänger, also Personen, die in der Schweiz arbeiten, aber in einem angrenzenden Land (Deutschland, Frankreich, Italien oder Österreich) wohnen, müssen eine spezielle Krankenversicherung abschließen, um sich bestens abzusichern. Diese sogenannte „Grenzgängerversicherung“ stellt sicher, dass Grenzgänger sowohl im Wohnland als auch in der Schweiz Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Grenzgänger haben dabei die Wahl zwischen der Schweizer Grundversicherung und einer Versicherung in ihrem Wohnland. Prinzipiell ist es wichtig, dass Sie sich bezüglich der Krankenversicherung beraten lassen, um optimal abgesichert zu sein. Hier können Unternehmen wie z. B. Grenzgänger Experten GmbH weiterhelfen und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Versicherungsmodellen erklären. Denn zur Auswahl stehen:
➩ Krankenversicherung in Deutschland:
Entscheidet Sie sich für die deutsche Krankenversicherung, bleiben Sie in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) oder in der privaten Krankenversicherung (PKV) in Deutschland versichert. Dies ist oft günstiger und umfasst in der Regel auch einen gewissen Versicherungsschutz für Behandlungen in der Schweiz.
Wichtig:
Möchten Sie sich nicht in der Schweiz versichern, müssen Sie sich innerhalb von drei Monaten bei der Krankenversicherungsstelle des Kantons melden, in dem Sie arbeiten. Dort ist es dann wichtig, dass Sie sich von der Versicherungspflicht befreien lassen. Lassen Sie diese Frist verstreichen, werden Sie automatisch in der gesetzlichen Schweizer Krankenversicherung aufgenommen.
➩ Krankenversicherung in der Schweiz:
Entscheiden Sie sich für eine gesetzliche Schweizer Krankenversicherung für Grenzgänger, müssen Sie sich demnach bei einer Schweizer Krankenkasse versichern. Die Grundversicherung ist obligatorisch und deckt die Grundversorgung ab. Diese Leistungen sind bei jeder Krankenkasse in der Schweiz gleich. Zusätzlich können Sie noch Zusatzversicherungen abschließen, um weitere Leistungen abzudecken. Das Tolle ist bei der gesetzlichen Schweizer Krankenversicherung für Grenzgänger, dass Sie selbst entscheiden können, ob Sie sich in der Schweiz oder in Ihrem Wohnsitzland behandeln lassen möchten.
Eine weitere Besonderheit: Anders als in Deutschland bezahlen Arbeitgeber/innen in der Schweiz keinen Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung.
Wichtig:
Grenzgänger haben nur drei Monate Zeit, um sich für eine Krankenversicherung zu entscheiden. Die Versicherungspflicht fällt weg, wenn das Arbeitsverhältnis beendet wird. Außerdem muss jedes Familienmitglied einzeln versichert werden, denn eine Familienversicherung wie in Deutschland gibt es in der Schweiz nicht. Wird ein Baby geboren, so muss dieses auch innerhalb von drei Monaten versichert werden.
Fazit
Trotz hoher Lebenshaltungskosten und einer anspruchsvollen Wohnungssuche bleibt die Schweiz für viele Fachkräfte ein attraktives Ziel. Kein Wunder, denn das Land bietet zahlreiche Vorteile für Fachkräfte, von einer stabilen Wirtschaft und einer hohen Lebensqualität bis hin zu umfangreichen Sozialleistungen und attraktiven Löhnen. Wenn Sie in der Schweiz arbeiten möchten, sollten Sie sich jedoch frühzeitig über die Anforderungen für das Arbeiten in diesem Land informieren, um von den vielen Vorteilen profitieren zu können. Vor allem, was die Krankenversicherung angeht, sollten Sie sich umfangreich beraten lassen.
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