Bossing am Arbeitsplatz – Was tun?

Bossing am Arbeitsplatz ist eine besondere Form des Mobbing. Hier schikaniert der Vorgesetzte einen speziellen Mitarbeiter. Welches die Ursachen und Folgen von Mobbing sind und was Sie tun können, hier genau erklärt.

Bossing am Arbeitsplatz
Beim Bossing schikaniert der Vorgesetzte einen speziellen Mitarbeiter – © Krakenimages.com / stock.adobe.com

Bossing am Arbeitsplatz ist der gängige Begriff, um ein Mobbing des Vorgesetzten gegenüber einem untergebenen Mitarbeiter zu beschreiben, d.h. es geht letztlich um psychische Aggression. Aus vielen Unternehmen ist bekannt, dass Vorgesetzte ihre übergeordnete Stellung dazu nutzen, um Mitarbeiter fertig zu machen.

Formen von Bossing

Bossing kann sich beispielsweise dadurch zeigen, dass das Opfer vor anderen Mitarbeitern öffentlich lächerlich gemacht wird und dass ihm Arbeiten übertragen werden, die nicht bewältigt werden können. Weitere Anzeichen für Bossing können

» der Entzug von Privilegien
» öffentliche Schikane
» Demütigungen
» und unberechtigt unterstellte Fehler sein.

Dadurch wird natürlich den Kollegen deutlich signalisiert, dass es in Ordnung ist, diesen Mitarbeiter zu schikanieren, was von so manchem Kollegen durchaus genutzt wird. Eine besonders dreiste Form von Bossing am Arbeitsplatz kann es sein, wenn dem Opfer erst wichtige und für seine Arbeit notwendige Anordnungen vorenthalten werden und es dann Kritik hagelt, weil nicht nach diesen neuen Anordnungen gearbeitet wurde.

Folgen für den Mitarbeiter

Wer an seinem Arbeitsplatz Opfer solcher Anfeindungen durch den Vorgesetzten wird, bekommt früher oder später gesundheitliche Probleme. Eine Zeit lang kann man die Schikanen des Chefs sicher wegstecken, irgendwann lassen aber aufgrund sinkender Motivation die Leistungen nach. Zudem kratzt der ungerechte Umgang des Vorgesetzten am Selbstbewusstsein. Der ständig ausgeübte Druck führt letztlich dazu, dass nicht nur die Psyche, sondern auch der Körper rebelliert. So kann es zu

  • Magenbeschwerden
  • Herzrasen
  • oder zu hohem Blutdruck kommen.

Im schlimmsten Fall können sich Depressionen Angstzustände bemerkbar oder ein Burnout-Syndrom entwickeln. Spätestens dann sollte der Betroffene reagieren. Viele Opfer geben irgendwann auf und lassen sich versetzen oder kündigen ihr Arbeitsverhältnis beim Unternehmen ganz. Damit hat der Täter allerdings gewonnen und genau das erreicht, was er mit seinem Verhalten bezweckt hat, nämlich den Mitarbeiter zu vergraulen. Diesen Triumph sollte der Betroffene ihm auf keinen Fall gönnen, sondern sich informieren, welche Möglichkeiten er hat, sich zur Wehr zu setzen.

Was tun, wenn der Chef mobbt?

Wenn man vom Chef gemobbt wird, hat man durchaus Möglichkeiten, sich zu wehren. Da Bossing am Arbeitsplatz nicht selten vor dem Arbeitsgericht landet, braucht man eine gute Rechtsschutzversicherung. Dann sollte man die Situation für sich analysieren. Dazu ist es notwendig, sich externe Gesprächspartner zu suchen, die objektiv beurteilen können, ob man wirklich das Opfer ungerechtfertigter Kritik ist. Als nächstes sollte man sämtliche Vorfälle detailliert dokumentieren, um das Verhalten des Chefs später belegen zu können. Auch sollte man mit Kollegen sprechen, um sie als Zeugen zu gewinnen. Um den korrekten Instanzenweg einzuhalten, sollte man versuchen, mit dem Chef ins Gespräch zu kommen. Gelingt dies nicht, so kann man den Betriebsrat informieren oder sich an den Vorgesetzten des Chefs wenden. Vor allem das Gespräch mit dem nächst höheren Vorgesetzten ist oft nicht einfach, da er sich nicht selten auf die Seite des Täters stellt. Auch deshalb ist es unabdingbar, das Verhalten des Chefs genau belegen zu können.

Arbeitsgericht einschalten

Fruchten alle Bemühungen um eine Veränderung der Situation nichts und das Bossing am Arbeitsplatz hält an, sollte man sich an einen Fachanwalt für Arbeitsrecht wenden und von ihm beraten lassen. Mit ihm gemeinsam kann man entscheiden, ob der Gang vor das Arbeitsgericht Aussicht auf Erfolg hätte. Spätestens, wenn der Arbeitgeber durch den Anwalt über diesen Schritt informiert wird, besteht die Chance, dass sich das Unternehmen näher mit den Vorfällen befasst und versucht, etwas an der Situation zu verändern. Ein Gerichtsverfahren kann zwar langwierig sein, aber der Betroffene sollte nicht zu schnell aufgeben, es geht immerhin um den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes und der Gesundheit.

Dr. Klaus Niedl über Mobbing/Bossing:

Über Ringo Dühmke 633 Artikel
Gründer von Arbeitstipps.de und einigen anderen Websites. Gelernter Kaufmann mit großer Leidenschaft für (das Schreiben über) Unternehmen und Unternehmer aller Art, für Onlinemarketing, Digitalisierung und Automatisierung.

4 Kommentare

  1. Mein Chef ist der Sohn vom Unternehmer, und sowas wie der 2. Chef.
    Alles schön was über das wehren gegen „Bossing“ geschrieben wird, aber die Realität belehrt einen etwas anderes, man findet z.B. keinen Beistand. Und wenn dann der Vater (Unternehmer) stolz auf das Benehmen und die Handlungsweise vom Sohn (Chef) ist, gilt in Deutschland immer noch ein Grundsatz. Recht haben und Recht bekommen, sind zwei ganz verschiedene Schuhe und immer noch von vorhandenen Finanzen abhängig.

  2. Alles schön und gut, aber im 5 Mann Betrieb gibt es weder Betriebsrat noch einen höheren Vorgesetzten.
    Da hilft nur der Weg zum Arzt …

  3. Klingt alles ganz gut, aber wie bereits meine Vor-Kommentatoren erwähnt haben, keine Chance, wenn man auf dem Kieker der Chefs und der sogenannten HR ist. Ich bin 58, w, 21 Jahre im Unternehmen und werde seit 2 Jahren vom neuen Chef drangsaliert, ich mache dieselbe Arbeit wie vorher auch, plötzlich nicht mehr gut genug, der Betriebsrat schaut auch weg, verweist auf mögliche persönliche Defizite – bei mir selbstverständlich – eine Frechheit. Die Wahrheit ist, es sollen klammheimlich Stellen abgebaut werden und die Alten rausgeekelt werden -Altersteilzeit kostet zuviel Geld. Ich wurde krank, bin in psychologischer Behandlung und habe schliesslich quittiert – zwar mit Abfindung, aber damit liege ich nun den anderen Steuerzahlern auf der Tasche, weil ich nicht mehr voll arbeitsfähig bin. Klar kann man kämpfen- ich und Tausende andere, denen es ähnlich ergeht, haben dafür leider keine Kraft mehr. Der Staat unterstützt diese Sauerei auch noch, indem er den Grossunternehmen Steuern erspart und Betroffenen wie mir dann von der Abfindung, die ja ein Verlustausgleich für den verlorenen Arbeitsplatz sein soll, auch noch die Hälfte wegnimmt. Dieses System ist zum Untergang verdammt. Wundert ihr euch noch, dass die Menschen der Politik – egal ob Staats- oder Firmenpolitik – nicht mehr trauen?

  4. so sieht es doch aus in der Realität. Ähnlich wie Petra ist es mir auch ergangen. 3 Jahre habe ich Mobbing durch den Chef durchgehalten und letztendlich nach 18jähriger Betriebszugehörigkeit mit Bitterkeit gegangen.
    Da das Unternehmen insgesamt 7 MA hat (einschließlich Geschäftsinhaberin) kämpfte ich tatsächlich gegen Windmühlen, selbst Verdi hat mir abgeraten rechtlich gegen das Bossing vorzugehen. Und ich hatte keine Kraft mehr.
    Natürlich bekam ich eine dreimonatige Sperrzeit der Agentur für Arbeit was mir ja klar war. Aber die Begründung, dass Kritik vom Arbeitgeber kein ausreichender Grund sei..war für mich ein Hohn. Dabei musste ich bei Arbeitslosmeldung eine detailiert und schriftliche Stellungnahme abgeben. Auch welche Gegenmaßnahmen ich ergriffen habe. Der Bescheid kam 1 Woche bevor die Sperrzeit beendet war und war wiederum ein „Schlag ins Gesicht“.

    Ich bin 60 Jahre alt und habe geglaubt, dass ich bis zur Rente dort bleibe. Die Arbeit hat mir, bis zum Chefwechsel, immer Spaß gemacht.
    Jetzt bekomme ich 930 € und bin krank.
    Wahrscheinlich denken auch noch viele Leute, dass ich im Endeffekt selber Schuld an alldem bin.
    Echt traurig!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*