Nicht nur äußere Verletzungen können bei einem Arbeitsunfall eintreten. Welche Erste Hilfe bei Atemstillstand und Bewusstlosigkeit zu leisten ist, lesen Sie hier.
Über Erste Hilfe Bescheid zu wissen, ist für jeden Arbeitnehmer von großem Vorteil. Auch, wenn die meisten Betriebe einige Mitarbeiter extra als Ersthelfer ausbilden, kann es passieren, dass Sie der Einzige sind, der in einer bestimmten Situation vor Ort ist. Im Baugewerbe gab es allein im Jahr 2008 in Deutschland ca. 120.000 Arbeitsunfälle, davon 123 mit tödlichem Ausgang. Doch selbst, wenn Sie nur im Büro arbeiten, heißt das nicht, dass Sie nie mit einem Notfall in Berührung kommen. Neben Unfällen kann auch eine Krankheit Auslöser für eine Notsituation eines Kollegen werden. Wie ist bei solch einem Arbeitsunfall vorzugehen? Welche erste Hilfe Maßnahmen können Sie unternehmen, um einem Verunglückten zu helfen?
Grundlegende Schritte zur Ersten Hilfe
Ganz egal, um welche Art von Notfall es sich handelt, sind drei Grundschritte immer entscheidend:
- Erkennen
- Überlegen
- Handeln
1. Erkennen und Erfassen
Zunächst ist wichtig, dass Sie erfassen, was eigentlich passiert ist. Ist ein Unfall vorgefallen? Gibt es eventuell mehrere Verletzte? Ist ein Kollege aufgrund eines Anfalls zusammengebrochen? Diese Fragen leiten bereits zum zweiten Schritt über.
2. Überlegen was zu tun ist
Sobald Sie sich die Situation vergegenwärtigt haben, gilt es schnell zu überlegen, was zu tun ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Gefahrenquellen für weitere Personen, wie auch für Sie selbst ausgeschlossen werden. Bei einem Unfall hieße das somit, eine Gefahrenzone entsprechend abzusperren oder zumindest zu kennzeichnen. Erst, wenn für Sie und andere keine Gefahr besteht, können Sie sich daran machen der versehrten Person aktiv zu helfen.
3. Bewusst handeln
Dabei gilt es, zielstrebig zu handeln und auch den Verletzten selbst vor weiteren Schäden zu bewahren. Das kann bedeuten ihn erst einmal aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Anschließend können Sie dann die lebensrettenden Maßnahmen vornehmen. Dazu zählt auch wieder das Erkennen des Zustandes der Person, wobei die Aspekte Bewusstsein, Atmung und Kreislauf eine Rolle spielen.
Erste Hilfe bei Bewusstlosigkeit
Wenn die Person nicht ansprechbar ist, nicht auf leichtes Rütteln oder zwicken reagiert, können Sie davon ausgehen, dass sie bewusstlos ist. An diesem Punkt sollten Sie veranlassen, dass ein Notruf abgesetzt wird. Dabei gilt es die 5 W-Regel zu beachten, damit der Rettungsdienst seine Aktionen der Situation entsprechend koordinieren kann:
- Wo ist der Notfall eingetreten?
- Was genau ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Arten von Verletzungen haben die Betroffenen erlitten?
- Warten auf Rückfragen
Ist dafür gesorgt, dass professionelle Helfer informiert wurden, sollten weitere Schritte zur Ersthilfe unternommen werden. Atem und Kreislauf können auch bei Bewusstlosigkeit noch intakt sein, beziehungsweise durch die bereits erfolgten Maßnahmen wieder in Gang gebracht worden sein. Deshalb ist als Nächstes eine Atemkontrolle sinnvoll. Bei intakter Atmung, legen Sie den Verletzten in die stabile Seitenlage.
Erste Hilfe bei Atemstillstand
Da es bei einem Atemstillstand um jede Sekunde geht, sollten Sie zunächst den Kopf überstrecken, um die Atemwege zu erweitern und dem Betroffenen so das atmen zu erleichtern:
- Person liegt auf dem Rücken
- Eine Hand an den Stirnansatz, die andere ans Kinn legen
- Die Hand am Kinn gegen die Unterlippe drücken und den Mund schließen
- Der Kopf wird in Richtung Nacken gedreht
- Mund und Rachen von eventuellen Fremdkörpern und Erbrochenem reinigen
Um zu überprüfen, ob diese Erste Hilfe – Maßnahmen bereits erfolgreich waren, legen Sie Ihren Kopf mit der Wange über Mund und Nase Ihres Kollegen und Ihre Hand in die Magengrube. Sollten Sie einen Luftzug fühlen, Atemgeräusche hören und eine Bewegung des Brustkorbs wahrnehmen, so ist eine Atmung vorhanden. In diesem Fall legen Sie den Betroffenen in die stabile Seitenlage:
- Person liegt auf dem Rücken
- Den auf Ihrer Seite befindlichen Arm mit der Handfläche nach oben über den Kopf strecken
- Den anderen Arm über die Brust legen und den Handrücken mit einer Hand an der Wange des Verletzten festhalten
- Mit der anderen Hand das weiter entfernt liegende Bein ein Stück über dem Kniegelenk
fassen und zu Ihnen hin ziehen, sodass die Person auf die Seite zu liegen kommt
Nach einer halben Stunde muss die Seite, auf welcher der Betroffene liegt, gewechselt
werden, um den unteren Arm zu entlasten.
Ist jedoch keine Atmung festzustellen, ist ein Atemstillstand eingetreten. Meist bedeutet dies auch, dass der Kreislauf nicht mehr funktioniert, weshalb eine Kontrolle desselben für Laienhelfer nicht von Bedeutung ist. Besser ist es, beim Feststellen eines Atemstillstands direkt mit den Reanimationsmaßnahmen zu beginnen. Sind keine Hilfsmittel, wie ein Defibrillator vorhanden, ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung die gängige Methode für Laien. Sie ist eine Kombination aus Herzdruckmassage und Atemspende, die in stetem Wechsel durchgeführt werden:
- 30-mal Herzmassage:
Dazu die Hände auf den Druckpunkt an der unteren Hälfte des Brustbeins legen und mit durchgestreckten Armen kräftig pumpen. - 2-mal Beatmung:
Atemspende über Nase oder Mund, wobei die Druckmassage jeweils kurz verzögert, aber nicht unterbrochen werden sollte
Da die beiden Maßnahmen möglichst gleichzeitig erfolgen sollten und die Prozedur körperlich zudem sehr anstrengend ist, sollte ein zweiter Helfer eine Rolle übernehmen. Die Reanimation sollte so lange fortgesetzt werden, bis sie Wirkung zeigt oder bis professionelle Hilfe eingetroffen ist.
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