Rollstuhlgerechter Job – So muss ein barrierefreier Arbeitsplatz aussehen

Ein rollstuhlgerechter Job setzt einen barrierefreien Arbeitsplatz voraus. Wie dieser aussehen muss, erfahren Sie hier.

Bild von einer Frau im Rollstuhl vor ihrem Schreibtisch. Neben ihr steht ein Kollege, der auf ihren Arbeitsbildschirm zeigt.
Ein rollstuhlgerechter Job setzt einen barrierefreien Arbeitsplatz voraus. | © pressmaster / stock.adobe.com

Wer sein Leben vom Rollstuhl aus meistern muss und dies auch erfolgreich gestalten will, benötigt dafür viel Kraft, Disziplin, Engagement und nur allzu oft die pragmatische Fähigkeit, mit enormer Kreativität und großem Mut andere und neue Lösungswege für die unterschiedlichsten Aufgaben des Alltags zu finden.

Das alles sind auch in der Berufswelt gefragte Eigenschaften, die sich jeder Arbeitergeber von seinen Angestellten erhofft. Daher ist es nicht allein sozial wünschenswert, einen barrierefreien Arbeitsplatz für solch wertvolle Mitarbeiter zu schaffen, sondern ebenfalls in wirtschaftlicher Hinsicht äußerst lohnend. Bei der Einrichtung eines – vor allem rollstuhlgerechten – barrierefreien Arbeitsplatzes ist allerdings einiges zu beachten:

Barrierefrei ins Büro

In Deutschland arbeiten mehr als 50 Prozent aller Beschäftigten im Büro. Bei körperlich beeinträchtigten Arbeitnehmern geht dieser Prozentsatz gegen 100. Deshalb verwundert es kaum, dass deutsches Baurecht explizit verlangt, neu zu bauende Arbeitsstätten, insbesondere Bürogebäude, grundsätzlich barrierefrei zu gestalten. Ein selbstverständlicher Mehraufwand, der nachträgliche bauliche Anpassungen in der Regel unnötig macht und so die damit einhergehenden mitunter erheblichen Kosten einspart.

An den grundlegenden Vorschriften, die es schon bei der Planung eines solchen Neubaus zu beachten gilt, kann sich auch jeder gut orientieren, der ein bereits bestehendes Objekt rollstuhlgerecht und behindertengerecht nachrüsten möchte.

Barrierefreies Gebäude

Ein Mann, der im Rollstuhl sitzt, bewältigt die Treppe mit einem Treppenlift.
Rampen, Treppenlifte, Hebeplattformen und Aufzüge helfen Barrieren zu überwinden. | © romaset / stock.adobe.com

» Rampen

Mit einem Rollstuhl kann schon ein kleiner Absatz von drei Zentimetern Höhe zum unüberwindbaren Hindernis werden. Ein ideales barrierefreies Gebäude ist natürlich frei von Unwägbarkeiten dieser Art. Wo Stufen aber vorhanden sind, müssen Rampen ohne Quergefälle und einer maximalen Steigung von sechs Prozent her. Breit genug zum Rangieren müssen sie sein und zur Sicherheit mit beidseitigen Radabweisern und Handläufen versehen.

» Aufzüge

Wo Rampen aufgrund ihrer üppigen Raumforderung keine sinnvolle Alternative darstellen, sorgen Treppenlifte, Hebeplattformen, Hublifte oder Aufzüge für die Überwindung von Höhenunterschieden. Aufzüge müssen mindestens 1,10 Meter breit und 1,40 Meter tief sein, und was für die Aufzugtür notwendig ist, gilt definitiv für alle Türen im Gebäude: eine lichte Breite von 90 Zentimetern.

» Bodenbelag

Bodenbeläge werden fest verlegt und sind sowohl rutschhemmend als auch antistatisch. In allen Räumen – im Besonderen hinter Sitzarbeitsplätzen – müssen unverstellte Flächen vorhanden sein, die dem Wenderadius eines Rollstuhls entsprechen, jeweils wenigstens 1,50 mal 1,50 Meter.


» Flurbreite

Sind Wege oder Flure länger als 15 Meter, ist dafür eine Minimalbreite von 1,80 Meter vorzusehen, damit Rollstuhlfahrer aneinander vorbeikommen.

» Sanitäreinrichtung

Selbstredend müssen in ausreichender Menge rollstuhlgeeignete Sanitäreinrichtungen und Sozialräume vorhanden sein.

» Pkw Stellplatz

Geeignete Pkw-Stellplätze liegen so nah wie möglich am Gebäudeeingang, sind leicht zugänglich und bieten genug Platz, um einen Rollstuhl ein- bzw. ausladen zu können.

Barrierefreier Arbeitsplatz

Der eigentliche barrierefreie Arbeitsplatz bietet genügend Raum für Wendemanöver und Bewegungsfreiheit für Rollstuhlfahrer.

  • Ein Schreibtisch soll in ausreichender Breite unterfahrbar und nicht zu tief sein.
  • Bei Schränken und anderen Staumöglichkeiten muss der verminderte Greifbereich unbedingt Beachtung finden, der etwa in einer Höhe zwischen 0,40 und 1,40 Meter liegt.
  • Geräte und Schalter müssen ebenso aus sitzender Position zu erreichen sein.

Dieselben Bedingungen, die den eigentlichen Arbeitsplatz barrierefrei halten, sind natürlich auch für Besprechungs-, Sozial- und die rollstuhlgerechten Sanitärräume gültig.

Barrierefreies Miteinander

Viele Baumaßnahmen und Sozialausrüstungen kommen aus ergonomischer Sicht auch Mitarbeitern zugute, die nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Wenn sich alle Kollegen wohlfühlen, ungehindert und zuverlässig arbeiten können, steht einem barrierefreien Miteinander wahrlich nichts mehr im Weg.

Über Ringo Dühmke 633 Artikel
Gründer von Arbeitstipps.de und einigen anderen Websites. Gelernter Kaufmann mit großer Leidenschaft für (das Schreiben über) Unternehmen und Unternehmer aller Art, für Onlinemarketing, Digitalisierung und Automatisierung.

1 Kommentar

  1. Barrierefreie Arbeitsplätze sind sehr wichtig, damit eine Inklusion auch funktioniert. Für Leute in Rollstühlen, sollte der Arbeitsplatz kein Kampf an sich sein. Wie Sie sagen, sollten viele einfach Rampen aufgestellt werden, welche nicht mal teuer sind.

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