Weniger Hierarchiedenken, mehr Vertrauen ins Personal und gemeinsame Lösungsfindung, das zeichnet demokratische Mitarbeiterführung aus.
Mit der Studie „Gute Führung“ vom Herbst 2014, durchgeführt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, bestätigen sich die düstersten Albträume der Chefs alter Schule: Sie sind ein Auslaufmodell. Der alles bestimmende Industriekapitän und seine streng hierarchisch aufgestellten Mannen können ihre Dickschiffe kaum noch auf Kurs halten. Vor allem können sie die rasend schnellen Manöver nicht mehr nachvollziehen, die Globalisierung und Digitalisierung heute von jedem verlangen, der längerfristig erfolgreich bleiben will.
Führungskräfte wollen den Wandel
Von Oben-Unten zum Miteinander
Befragt wurden rund 400 Führungskräfte vom Vorstand bis zum Gruppenleiter, etwa zu 2⁄3 Männer und relativ gleichmäßig aus allen relevanten Altersgruppen. Die Überraschung: Es sind die Führungskräfte selbst, die den Paradigmenwechsel zu vernetzten und demokratischen Führungsstilen fordern und erwarten – aus eigenem Wunsch ebenso wie aus der Erkenntnis, dass nur so die Beweglichkeit entstehen kann, die geschäftlicher Erfolg heute fordert.
Flexibilität, Prozess- und Sozialkompetenz werden als unbedingte Grundlagen angesehen; in diesen Bereichen wird speziell weiblichen Führungskräften eine wichtige Vorreiterrolle zugemessen. Als Zukunftsmodell für die Binnenstruktur eines Unternehmens sehen die Befragten, sich selbst organisierende Netzwerke. Wo Führung stattfindet, sollte Kooperation vor Rendite stehen. Motivation spielt nach wie vor eine Rolle, doch sie sollte vor allem Wertschätzung ausdrücken. Wichtig dabei ist die individuelle Anerkennung –Einheitsprämien haben in dieser Funktion ausgedient. Wie Sie Mitarbeiter durch Mitarbeiterbenefits motivieren, lesen Sie bei Sodexo.
„Aber wenn ich die Truppe einfach machen lasse, kommt dabei doch nur Chaos heraus!“ zweifelte ein Bereichsleiter kürzlich: ein naheliegender Gedanke, der aber von falschen Voraussetzungen ausgeht. Das Modell der demokratischen Netzwerke, die sich Aufgaben und Funktionen selbst zuteilen, braucht dennoch Strukturen. Auch ist keine Rede davon, dass die Befragten sich selbst abschaffen wollten. Vielmehr wird Führung durch neue Rollen definiert. Die wichtigsten davon sind die Übersicht über die betriebswirtschaftliche Gesamtlage, das Anregen und Fördern der Netzstruktur und das Unterstützen der Teamarbeit.
Führen durch Faszinieren – Jack Sparrow als Rollenmodell
Wie soll eine Führungskraft nun dieser neuen Rolle gerecht werden? Deutsche Seminare für Führungskräfte beantworten dies oft mit abstrakten Modellen, in den USA greift man eher zum Anschaulichen. Ein beliebtes Beispiel ist dabei ausgerechnet ein Piratenkapitän – allerdings einer aus Hollywood: Jack Sparrow. Auf den ersten Blick erscheinen seine Führungseigenschaften fragwürdig. Weder behält er immer die Oberhand, noch genießt er unter Seinesgleichen ein fragloses Ansehen.
Doch wir erinnern uns: Absolute Herrscher sind kein Zukunftsmodell mehr. Gleichzeitig verbindet uns – hier bleibt Hollywood durchaus historisch korrekt – ein weiterer Faktor mit Jack Sparrow: Als Piratenkapitän jener Zeit war er gewählt und musste, außer im Kampf, seine Mannschaft auch von seinen Anordnungen überzeugen.
Scheitern ist kein Drama
Was an Jack Sparrow am meisten fasziniert, ist sein Selbstvertrauen. Er weiß, wer er ist und macht auch kein Geheimnis daraus. Bei allen Eigentümlichkeiten wirkt er vor allem durch seine Vision, Überzeugung und Hingabe. Damit bietet er Orientierung und ein Vorbild, dem man folgen möchte.
Zweitens handelt er nie Regelversessen, sondern oft instinktiv. Er übergeht Bedenkenträger und ist bereit zum Risiko. Er steuert seine Ziele mit voller Überzeugung an und reißt so die Unentschlossenen mit. Dabei akzeptiert er Scheitern fröhlich als Möglichkeit und macht für sich und andere kein Drama daraus.
Status-Denken war gestern
Ein weiteres Jack-Sparrow-Führungsmerkmal ist es, negative Dinge direkt auszusprechen. Er zeigt sogar seinen Gegnern, dass es ihm um Ziele geht, nicht um Persönliches, und er steht offen auch zu unpopulären Entscheidungen, wenn sie zu einem langfristigen Erfolg beitragen. Schließlich wirkt er niemals machtverliebt. Er genießt seine Führungsrolle, aber für ihn gehört auch der Spaß dazu – sogar, wenn damit der Weg zu seinem Ziel länger und umständlicher wird. Eine gute Führungskraft kann auch mal aus der Rolle fallen, ohne sie je ganz zu verlassen, und wirkt so überzeugender als jemand, der krampfhaft seinen Status vor sich herträgt.
Zusammenfassend ist in der Führungsrolle einer demokratisch organisierten Teamstruktur eine authentische Persönlichkeit gefragt, die nicht versucht zu verstecken, wer der Kapitän ist, sondern ganz offen agiert, gleichzeitig aber nicht in formales Statusdenken zurückfällt.
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