Drohende Insolvenz: So vermeiden Unternehmen die Firmenpleite

Manche Insolvenz wäre vermeidbar, wenn Unternehmen mehr Selbstkontrolle üben würden. Machen Sie nicht dieselben Fehler, die jährlich über 2000 Firmen zur Aufgabe zwingen.

Eine Frau sitzt konzentriert am Schreibtisch, vor ihr ein Laptop mit einem Leistungsdiagramm, umgeben von Firmenunterlagen und einem Taschenrechner, symbolisch für strategische Unternehmensplanung zur Vermeidung von Insolvenz.
Mit Strategie können Unternehmen Krisen überstehen und Insolvenz vermeiden. | © kenchiro168 / stock.adobe.com

Die gute Nachricht: die Anzahl der betrieblichen Insolvenzen ist im Jahr 2014 so niedrig gewesen wie schon 15 Jahre nicht mehr. Der Wermutstropfen: Monatlich mussten trotzdem rund 2100 Unternehmen Insolvenz anmelden.

Auch zehn Jahre später, im Jahr 2024, blicken wir auf eine Dekade zurück, die von globalen Herausforderungen geprägt war. Diese Jahre lehrten viele Unternehmen, dass die Fähigkeit zur Anpassung und strategischen Neuausrichtung entscheidend für das Überleben in Krisenzeiten ist. Obwohl sich die Zahlen der Statista im Laufe der Zeit etwas verändert haben, bleiben die grundlegenden Themen gleich.

Den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, kann viele Gründe haben. Raus aus der Arbeitslosigkeit, sein eigener Chef sein oder einfach das Hobby zum Beruf machen. Ein Ziel haben alle Existenzgründer gemeinsam: Geld verdienen und erfolgreich sein. An eine eventuelle Insolvenz denkt zu diesem Zeitpunkt niemand.

In letzter Sekunde die Reißleine ziehen

So mache Insolvenz ist vermeidbar, wenn die Verantwortlichen (Geschäftsführer, Firmeninhaber) rechtzeitig reagieren. Hat erst der Insolvenzverwalter die Befugnis über das Firmeninventar, sind Ihnen quasi die Hände gebunden. Jegliche Rettungsversuche liegen dann nicht mehr in Ihrer Macht. Deshalb sollte schon bei den kleinsten Anzeichen von Liquiditätsproblemen ein Notfallplan in Kraft treten.

Schlechte Zahlungsmoral zwingt kleine Unternehmen in die Knie

Ihr Unternehmen läuft eigentlich gut und trotzdem können Sie laufende Kosten, wie Gehälter, Miete und Finanzamt, nicht mehr begleichen. Ein Einziger nicht zahlender Kunde kann insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen dadurch in null Komma nix in den Ruin treiben.

Forderung verkaufen

Eine Möglichkeit, kurzfristig wieder flüssig zu werden, bietet das sogenannte Factoring. Ziel vom Factoring ist es, gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen die Last ausstehender Forderungen abzunehmen und diese zeitgleich wieder liquide zu machen. Dank neutralem Rechnungsversand werden Ihre Debitoren nichts von dieser Form der Finanzierung bemerken. Durch den Verkauf Ihrer Forderungen an das Kreditinstitut erhalten Sie ausstehende Zahlungen schneller, sodass der reguläre Arbeitsablauf nicht unterbrochen wird. Die sonst eventuell drohende Insolvenz kann somit abgewendet werden.

Das ganze Prinzip Factoring wird auch hervorragend von der TEBA Kreditbank Gmbh & Co.KG erklärt.
Siehe Video von TEBA-Factoring.


Der Gang vors Gericht

Wenn weder Zahlungserinnerung noch Mahnbescheid (hier Online-Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids ausfüllen) etwas bringen, bleibt nur der Gang vor Gericht. In diesem Fall müssen Sie aber mit zusätzlichen Anwaltskosten rechnen und sich auf eine längere Prozessdauer einstellen. Da bleibt abzuwägen, wie lange diese Durststrecke überwindbar ist. Warum ein Kunde nicht bezahlt, bleibt oftmals sein Geheimnis. Bevor Sie rechtliche Schritte einleiten, bedenken Sie, dass er womöglich die längste Zeit Ihr Kunde war. Sollte der Forderungsausfall allerdings so groß sein, dass er Ihre Existenz bedroht und im schlimmsten Fall sogar eine Insolvenz nach sich zieht, müssen Sie handeln.

Inkasso-Unternehmen beauftragen

Auch diese Möglichkeit bleibt einem selbstständigen Unternehmer, um eine Insolvenz abzuwenden. Steht ein Inkasso-Eintreiber erst einmal vor der Tür, wird so mancher Zahlungsmuffel plötzlich handzahm. Wer auf diese Art seine Außenstände einziehen will, sollte die vertraglichen Bedingungen genau lesen. Oftmals behält das Inkasso-Unternehmen seine eigene Provision direkt ein oder vereinbart Ratenzahlungen, die Ihnen in einer finanziellen Krise nicht wirklich weiter helfen.

Insolvenz vermeiden durch verantwortungsbewusste Geschäftsarbeit

Damit Sie oben genannte Maßnahmen erst gar nicht umsetzen müssen, heißt es, das ganze Geschäftsjahr über penibel genau zu agieren. Ein grober Fehler, der bei Insolvenzverfahren immer wieder ans Licht kommt, ist die Unehrlichkeit der Unternehmer gegenüber sich selbst.

Zahlen werden schöngeredet, Preise zu knapp kalkuliert oder kaufmännisches Unwissen einfach ignoriert. Dabei gibt es einfache Regeln, an die sich jeder Unternehmer halten kann:

❏ Ist genug Eigenkapital vorhanden?

Wer selbstständig tätig werden will, braucht entsprechendes Eigenkapital. Ausschließlich mit Fremdkapital zu starten, ist natürlich auch möglich, aus wirtschaftlicher Sicht aber unklug. Je höher das Eigenkapital, desto geringer das Risiko, in die roten Zahlen zu rutschen. Wer permanent mit Schulden lebt, gefährdet die Firmenexistenz und schlittert schneller in die Insolvenz als gedacht.

❏ Bescheidenheit ist eine Zier …

Mit dem Begriff Selbstständigkeit verbinden viele eine große Firma, ein großes Haus und ein großes Auto. Wer meint, damit protzen zu müssen, sollte dies aber erst dann tun, wenn er es wirklich geschafft hat. Sich selbst durch Prestigeobjekte einen guten Namen zu machen, ohne das nötige Kapital zu haben, geht definitiv nach hinten los.

Sparen heißt die Devise – und zwar täglich! Dabei müssen kleine Dinge, wie Arbeitsmaterialien genauso beachtet werden, wie größere Posten (z.B. Lohnkosten).

» Siehe auch: Kosten senken im Büro

❏ Rücklagen schaffen

Wer spart, schafft sich Rücklagen und damit ein gesundes finanzielles Polster. Sollte es dann zu einem Forderungsausfall kommen, kann dieser mit gutem Gewissen überbrückt werden. Gerade die Anfangszeit der Firmengründung wird von Ihnen einiges abverlangen. Sie werden mehr arbeiten als bisher, ohne dabei mehr zu verdienen. Wer bereit ist, ein solches Opfer zu bringen, mindert das eigene Insolvenzrisiko.

❏ Fehlerfreie und lückenlose Buchhaltung

Nur weil man Plus und Minus gegenüberstellen kann, ist man noch lange kein Buchhalter. Gutes, wenn nicht sogar ausgezeichnetes kaufmännisches Wissen ist das A und O jeder Unternehmensführung.

Mein Tipp für Neueinsteiger: Auf rechnungswesen-verstehen.de werden Ihnen die Grundlagen der Buchführung genau erklärt. Sollten Sie eher der Praktiker sein, sparen Sie nicht am falschen Ende und stellen Sie jemanden ein, der sich damit auskennt.

Jeder noch so kleine Posten muss durch die Buchführung festgehalten und belegt werden. Mangelhafte oder unwahre Angaben verfälschen die finanzielle Lage und sind der erste Schritt in die Insolvenz.

Über Ringo Dühmke 633 Artikel
Gründer von Arbeitstipps.de und einigen anderen Websites. Gelernter Kaufmann mit großer Leidenschaft für (das Schreiben über) Unternehmen und Unternehmer aller Art, für Onlinemarketing, Digitalisierung und Automatisierung.

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